QNG – Hürde oder Chance für den Holzbau?

Quelle: Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB)
Nachhaltigkeit im Bauwesen ist längst mehr als ein Schlagwort, sie entscheidet zunehmend über Planung, Förderung und Zukunftsfähigkeit von Gebäuden. Mit dem Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) hat die Bundesregierung ein Instrument geschaffen, das ökologische Standards verbindlich machen soll. Für den Holzbau eröffnet das Siegel einerseits Chancen, seine Stärken im Klimaschutz sichtbar zu machen. Andererseits stehen die Betriebe vor erheblichen Hürden in der praktischen Umsetzung.
Das QNG ist ein staatliches Siegel des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Ein Gebäude erhält das Siegel, wenn es erfolgreich nach einem registrierten Nachhaltigkeitsbewertungssystem wie DGNB, NaWoh, BNB, BiRN oder BNK zertifiziert wurde. Es steht für nachhaltiges Bauen und bewertet Projekte nach ökologischen, ökonomischen, soziokulturellen und prozessualen Kriterien.
Grundlage sind die Anforderungen an den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden. Dazu zählen beispielsweise maximal zulässige Treibhausgasemissionen, Obergrenzen für den nicht erneuerbaren Primärenergiebedarf sowie Anforderungen an den Nachweis nachhaltiger Rohstoffe, wie etwa Holz aus zertifizierter Forstwirtschaft. Auch Schadstoffvermeidung und Barrierefreiheit zählen zu den Pflichtkriterien.
Mit diesem Ansatz richtet sich das QNG an den Gebäudesektor, der in Deutschland für einen erheblichen Anteil der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Laut dem Umweltbundesamt werden allein durch den Betrieb von Gebäuden etwa 30 Prozent der CO₂-Emissionen verursacht. Der Fokus auf Herstellung, Nutzung und Entsorgung verdeutlicht die langfristige Wirkung von Bauentscheidungen auf die Klimabilanz.
Doch ob das Siegel bislang tatsächlich zur Reduzierung der Emissionen beigetragen hat, lässt sich kaum beurteilen. Seit April 2022 ist das QNG eine verpflichtende Voraussetzung für Neubauten, die im Rahmen der BEG-Förderung als Effizienzhaus 40 der Nachhaltigkeits-Klasse gefördert werden sollen. Dennoch ist die Verbreitung nach wie vor überschaubar.
Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die Förderungen, die den zusätzlichen Aufwand ausgleichen könnten, häufig nicht ausreichen. Die Zertifizierung bedeutet für Zimmereibetriebe eine spürbare Belastung. Vor allem die Anforderungen an zertifizierte Holzanteile sowie die notwendige Begleitung durch Fachplaner verursachen erhebliche Kosten. Hinzu kommt ein hoher Dokumentationsaufwand, der insbesondere kleine und mittlere Betriebe belastet.
Doch die Förderbedingungen können diesen Aufwand nur unzureichend kompensieren. Zwar ermöglicht das QNG den Zugang zu KfW-Programmen wie der BEG, doch viele Beteiligte kritisieren, dass die finanziellen Anreize den zusätzlichen Planungs- und Dokumentationsaufwand nicht angemessen ausgleichen.
Damit das QNG seine Ziele erreichen und zugleich in der Praxis anwendbar bleiben kann, wäre ein einfacheres und transparenteres System notwendig. Die Kriterien sollten klar und praxisnah aufgestellt sein und den Fokus auf CO₂-Effizienz, Materialnachhaltigkeit und den Holzanteil legen, ohne dass dafür eine übermäßige Dokumentationspflicht entsteht.
Zudem wäre eine flexiblere und transparentere Datengrundlage wichtig, die geprüfte Produkt-EPDs berücksichtigt und regionale Holzbaustoffe angemessen abbildet. Auch die Fördermodelle müssten stärker auf den tatsächlichen Aufwand eingehen, sei es durch höhere Zuschüsse oder steuerliche Entlastungen.
Für die bayerischen Zimmereibetriebe bleibt festzuhalten: Das QNG-Siegel hat das Potenzial, die CO₂-Bilanz des Gebäudesektors nachhaltig zu verbessern und dem Holzbau zusätzliche Argumente zu liefern. In der Realität hemmen jedoch Komplexität und unattraktive Förderbedingungen die Umsetzung. Ein pragmatischeres, transparenteres und wirtschaftlich tragfähigeres Zertifizierungssystem könnte hier den entscheidenden Unterschied machen.