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Allgäuer Holztag 2025: Holz als Identität, Klimaschutzinstrument und Wirtschaftskraft

Der Holztag Allgäu 2025 im Kornhaus Kempten zeigte eindrucksvoll, wie eng im Allgäu Klimaschutz, Baukultur, Wirtschaft und regionale Identität mit Holz verbunden sind. Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Handwerk und Tourismus diskutierten Holz als Schlüsselressource für die Zukunft der Region.
Quelle: Michael Schielke
Der Holztag Allgäu 2025 im Kornhaus Kempten zeigte eindrucksvoll, wie eng im Allgäu Klimaschutz, Baukultur, Wirtschaft und regionale Identität mit Holz verbunden sind. Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Handwerk und Tourismus diskutierten Holz als Schlüsselressource für die Zukunft der Region.
Zu Beginn wurde die Vielfalt der Akteure sichtbar, die im Allgäu entlang der Wertschöpfungskette Holz arbeiten – von Waldbesitzern und Forstbetrieben über Zimmereien, Sägewerke und Schreinereien bis zu Architekten, Ingenieuren und Bildungseinrichtungen. Die Veranstaltung verdeutlichte, dass diese Vernetzung das Ergebnis jahrelanger Zusammenarbeit ist und als entscheidender Vorteil des Allgäus im Wettbewerb gilt.
Hugo Wirthensohn, Vorsitzender des Holzforums Allgäu, betonte die enge Verzahnung von Waldbesitzern, Handwerk, Industrie und Bildungseinrichtungen als Vorbild. „Waldbauer, Zimmerer, Schreiner – wir sprechen und handeln miteinander. Genau das brauchen wir“ Diese Zusammenarbeit sei ein entscheidender Vorteil, der genutzt werden müsse.
Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber, Gründer von Bauhaus Erde und renommierter Klimaforscher, hielt die Keynote. Er nannte Holz das „beste Material der Welt“ und erklärte, warum der Wechsel vom mineralischen zum organischen Bauen entscheidend zur Begrenzung der Erderwärmung beiträgt. Sein Konzept der „Waldpumpe“ beschreibt einen Kreislauf, bei dem nachhaltige Forstwirtschaft reifes Holz erntet, in langlebigen Gebäuden verbaut und so CO₂ speichert. Wiederholte Zyklen entfernen Kohlenstoff aus der Atmosphäre – günstiger und effizienter als technische Verfahren. „Die gebaute Umwelt ist der größte Klimasünder – und kann mit Holz zum größten Klimahelden werden“, sagte Schellnhuber.
Zentrale Fakten zur Rolle von Wald und Holz in der Region folgten. Rund 140.000 Hektar – etwa 30 Prozent der Allgäuer Fläche – sind bewaldet. Diese Wälder prägen das Landschaftsbild, speichern CO₂ und bilden eine Basis für regionale Wertschöpfung. Holz ist nicht nur ein ökologischer und ökonomischer Faktor, sondern auch Ausdruck von Lebensqualität und moderner Baukultur – sichtbar in Architektur, Handwerk und touristischen Angeboten.
In der Podiumsdiskussion wurde schnell klar, dass Holz im Allgäu als strategischer Pfeiler der Zukunft gilt. Thomas Kiechle, Oberbürgermeister von Kempten, verband die historische Bedeutung des Werkstoffs mit einer politischen Botschaft: „Wie die Milch ist Holz identitätsstiftend für unsere Region. Wer, wenn nicht wir im Allgäu, ist prädestiniert, zur nachhaltigsten Region Deutschlands zu werden? “ Für ihn ist entscheidend, dass diese Haltung in konkreten Projekten sichtbar wird – von Kindergärten bis zu Wohnhäusern.
Matthias Brack, Schreinermeister und Vorstand im Holzforum, unterstrich diesen Gedanken. Die rund 900 holzverarbeitenden Betriebe im Allgäu sichern fast 10.000 Arbeitsplätze – eine Leistung, die von regionaler Vernetzung und einem klaren Bekenntnis zum Werkstoff Holz profitiert. Das Holzforum ist Plattform für Austausch und Schaufenster, um die Wertschätzung für Holz zu stärken.
Während Kiechle, Wirthensohn und Brack die vorhandene Stärke betonten, richtete Alexander Gump, Vorstand von ProHolz Bayern, den Blick auf das Tempo der Entwicklung. „Wir müssen vom Reden ins Tun kommen. Unsere Branche ist bereit – wir haben die Kapazitäten. Jetzt braucht es den politischen Willen, Holzbau als Standard festzuschreiben.“ Seine Worte fanden Zustimmung, denn auch Adrian Blödt, Holzbaufachberater, sieht die größten Hebel in einer entschlosseneren Umsetzung. Er räumte mit Vorurteilen auf: Ein Holzgebäude sei bei richtiger Bauweise weder brandgefährlicher noch lauter oder teurer als ein Massivbau. „Wir haben die Technik, die Beweise und die Erfahrung. Jetzt müssen wir dieses Wissen verbreiten und die Bauordnungen öffnen.“
Prof. Guido Sommer von der Hochschule Kempten machte deutlich, dass Holz nicht nur für Bauwirtschaft und Klimaschutz, sondern auch für den Tourismus Impulse geben kann. Gäste kommen wegen der intakten Natur, der Kulturlandschaft und der Baukultur ins Allgäu. Holzarchitektur kann diesen Markenkern verstärken und touristische Wertschöpfung und Klimaschutz verbinden. Holz ist nicht nur eine Frage des Bauens, sondern auch ein identitätsstiftender Teil des Allgäuer Gesamtbildes – und damit ein Thema, das weit über die Fachwelt hinausstrahlt.
Am Ende stand ein gemeinsames Fazit: Das Allgäu hat die Ressourcen, das Know-how und die Netzwerke, um Holz zu einem zentralen Motor für Klimaschutz, Wirtschaftskraft und Lebensqualität zu machen – und damit bundesweit Vorbild zu werden.
Über den Holzforum Allgäu e.V.:
Der Verein Holzforum Allgäu ist die einzige Regional-Organisation in der Holzwirtschaft, in der alle Mitglieder der Wertschöpfungskette vertreten sind: vom Waldbesitzer, Säger über Holzbauunternehmer und Schreiner bis hin zum Architekten. Ziel des Vereines ist es, das heimische Holz und die daraus entstehenden Produkte zu fördern und durch die Kontakte zwischen den einzelnen Branchen neue Absatzmöglichkeiten herzustellen sowie die Wertschöpfungskette Holz für die Bevölkerung transparent zu machen.
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